Industrieemissionen und Beste verfügbare Techniken
Die europäische Industrieemissionsrichtlinie (2010/75/EU) ist für mehr als 50.000 Industrieanlagen in Europa die Grundlage für eine harmonisierte Genehmigungs- und Überwachungspraxis. Die Richtlinie verlangt in umweltrelevanten Industriebranchen den Einsatz der besten verfügbaren Techniken (BVT). Beste verfügbare Techniken sind Maßnahmen, die bei integrierter Betrachtung aller Umweltmedien den höchsten Umweltschutz gewährleisten und gleichzeitig von den EU-Mitgliedstaaten für technisch ausgereift und grundsätzlich ökonomisch zumutbar erachtet werden. Umweltauswirkungen einer Industriebranche und die besten verfügbaren Techniken zum Umweltschutz werden in einem BVT-Merkblatt dokumentiert. Die BVT-Schlussfolgerungen sind Auszüge aus BVT- Merkblättern, die für Behörden die Genehmigungsgrundlagen für Industrieanlagen beschreiben. Sie enthalten eine Kurzfassung der besten verfügbaren Techniken und nennen die mit den Techniken erreichbaren Emissionsbereiche.
Ökopol beteiligt sich seit dem Beginn des europäischen Informationsaustausches im Jahr 1998 an der Erstellung von Merkblättern zu besten verfügbaren Techniken (Englisch: BREF – Best Available Techniques Reference Documents). Dabei nutzt Ökopol sein breites Netzwerk aus Industrieunternehmen, Verbänden, Wissenschaftlern, Behörden und Techniklieferanten. Wir recherchieren Referenzanlagen, die beste verfügbare Techniken einsetzen, evaluieren die Anwendbarkeit im jeweiligen Industriesektor, erarbeiten Studien über Wirtschaftlichkeit und Umweltnutzen der Technik, wirken bei der Festlegung von BVT mit und beraten Betriebe und Verbände bei der Umsetzung aller Anforderungen der Industrieemissionsrichtlinie. Die Unternehmensberatung erfolgt zur effizienten Umsetzung von BVT-Schlussfolgerungen und zur Vorbereitung großer und mittelständischer Unternehmen auf behördliche Überwachungsbesuche.
Ökopol war bzw. ist an der Erstellung und Umsetzung folgender BVT-Merkblätter beteiligt:
- BVT-Merkblatt zu Großfeuerungsanlagen (u.a. Kraftwerke, Heizkessel)
- BVT-Merkblatt zu Raffinerien (Mineralöl und Gas)
- BVT-Merkblatt zur Herstellung organischer Grundchemikalien
- BVT-Merkblatt zur Holzplattenherstellung (Faser-, Span-, OSB-Platten)
- BVT-Merkblatt zur Zellstoff- und Papierherstellung
- BVT-Merkblatt zur Nichteisen-Metallindustrie (u.a. Aluminium, Blei, Kupfer, Zink)
- BVT-Merkblatt zur Eisen- und Stahlerzeugung (u.a. Sinteranlagen, Hochöfen, Kokereien, Elektrolichtbogenöfen)
- BVT-Merkblatt zur Zementindustrie, Kalk- und MgO-Herstellung
- BVT-Merkblatt zur Glasindustrie (u.a. Hohlglas, Flachglas, Spezialglas, Glasfasern)
- BVT-Merkblatt zur Abfallverbrennung
- BVT-Merkblatt zur Abfallbehandlung
- BVT-Merkblatt zur Textilindustrie
- BVT-Merkblatt zu Gießereien
- BVT-Merkblatt zur Oberflächenbehandlung von Metall und Kunststoff (Galvanik)
- BVT-Merkblatt zur Oberflächenbehandlung mit Lösemitteln (u.a. Drucken, Lackieren, Farb- und Lackherstellung, Holzimprägnierung, Pflanzenölextraktion)
An der Umsetzung der Industrieemissionsrichtlinie in Deutschland beteiligt sich Ökopol u.a. durch Mitarbeit in der entsprechenden Arbeitsgruppe der 7. Niedersächsischen Regierungskommission sowie durch Mitwirkung als Sachkundige Person im TA Luft-Ausschuss (TALA) des Bundesumweltministeriums zur Anpassung der TA Luft an die Festlegungen der BVT-Merkblätter.
Aktuelle Referenzen: Industrieemissionen und Beste verfügbare Techniken (BVT)
Projekttitel | Auftraggeber, Projektleitung, Projektpartner | Zeitraum |
---|---|---|
Erstellung eines Leitfadens für die besten verfügbaren Techniken (BVT) zur Verringerung von Quecksilberemissionen aus Krematorien (Rahmenvertrag Nr. ENV.C.4/FRA/2023/0027) |
Europäische Kommission, GD Umwelt, Brüssel (BE) Projektleitung: Logika Group, Bristol (UK) Projektpartner: Gesellschaft für Anlagen-und Reaktorsicherheit (GRS), Köln (DE); Ökopol GmbH, Hamburg (DE) |
2024 – 2025 |
Messen geringer Quecksilberkonzentrationen im Abgas von industriellen Prozessen zur Ermittlung neuer Verfahrenskenngrößen für das Standardreferenzverfahren nach EN 13211 (2001) sowie das Alternativverfahren nach CEN/TS 17286 (2019) (Sorbent Traps) (FKZ 3721 52 204 0) Kurzbeschreibung Umweltbundesamt - Quecksilber |
Umweltbundesamt, Dessau (DE) Projektleitung: Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) Service GmbH, Düsseldorf (DE) Projektpartner: Ökopol GmbH, Hamburg (DE); Aneco Institut für Umweltschutz GmbH & Co., Mönchengladbach (DE); TÜV Rheinland Energie und Umwelt GmbH, Köln (DE) |
2021 – 2024 |
Innovative/nachhaltige Techniken: Festlegung von besten verfügbaren Techniken in Europa - TV 01: Überarbeitung des BVT-Merkblattes Herstellung von anorganischen Grundchemikalien (LVIC) (FKZ 3721 53 301 1) |
Umweltbundesamt, Dessau (DE) Projektleitung: Ökopol GmbH, Hamburg (DE) Projektpartner: Dr. Bernd Serr Consultant, Emmendingen (DE) |
2021 – 2024 |
Ilovicia-Minenprojekt - Unabhängige Unterstützung von Stakeholdern zu Umweltschutzthemen |
Euromax Resources (Macedonia) Ltd, Kingston Upon Thames (UK) Projektleitung: Ökopol GmbH, Hamburg (DE) |
seit 2021 |
Beratung von Druckereien bei der Einführung von besten verfügbaren Techniken (BVT) zur Erfüllung der Anforderungen der Lösemittelverordnung (31. BImSchV) Informationen des Umweltministeriums zu Sommersmog und Lösemittelverordnung |
Verschiedene Unternehmen der Druckindustrie, u.a. Mohn Media Bertelsmann, OZ-Druck, Augsburger Druck- und Verlagshaus, GSD Projektleitung: Ökopol GmbH, Hamburg (DE) |
seit 2000 |